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Start des DigitalRadar – die Vermessung des Digitalisierungsgrades deutscher Krankenhäuser

Das DigitalRadar will Krankenhäusern ein Werkzeug an die Hand geben, mit dessen Hilfe diese die digitale Zukunft aktiv gestalten und sich national und international vergleichen können.

6. Oktober 2021

Start des DigitalRadar – die Vermessung des Digitalisierungsgrades deutscher Krankenhäuser

Dr. Florian Kaiser

, Martin Reitwießner

Aktuelle Erhebungen sehen die Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern deutlich hinter dem europäischen Durchschnitt. Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) stellt der Gesetzgeber 4,3 Milliarden Euro zur Verfügung, um die digitale Transformation voranzutreiben. Um den Status quo und die Effekte durch die Investitionen zu bestimmen, steht mit dem DigitalRadar nun ein Reifegradmodell zur Ermittlung des Digitalisierungsgrades der deutschen Krankenhäuser bereit.

Zielsetzung

Im Rahmen des KHZGs wurde die Evaluierung des Reifegrades der Krankenhäuser hinsichtlich der Digitalisierung festgeschrieben. Ziel dabei ist nicht nur die Bewertung der Auswirkungen der erfolgten Förderungen, sondern auch eine Evaluation zur allgemeinen Einschätzung des Digitalisierungsgrades deutscher Kliniken. Das DigitalRadar will damit den Krankenhäusern ein Werkzeug an die Hand geben, mit dessen Hilfe diese die digitale Zukunft aktiv gestalten und sich national und international vergleichen können. Von den Ergebnissen des DigitalRadar erhofft sich der Gesetzgeber darüber hinaus Rückschlüsse auf mögliche weitere notwendige gesetzliche Maßnahmen.

Ausdrücklich nicht in Verbindung mit der Erhebung im Rahmen des DigitalRadar stehen die ab 2025 fällig werdenden Abschlagszahlungen von bis zu 2 Prozent des Umsatzes bei Nicht-Erreichung eines bestimmten Digitalisierungsniveaus. Laut Bundesministerium für Gesundheit sind die Ergebnisse der Erhebungen mit keinerlei Strafzahlungen verbunden.

Grundlagen und Status Quo

Das DigitalRadar verfolgt einen dreistufigen Ansatz:

  1. Entwicklung eines Mess- und Bewertungsinstruments
  2. Datenerhebung und Selbsteinschätzung der Krankenhäuser
  3. Gesamtanalyse des longitudinalen Verlaufs durch den Vergleich der Daten zu zwei verschiedenen Messzeitpunkten

Zum aktuellen Zeitpunkt befindet sich das DigitalRadar am Ende der Modellentwicklung und am Anfang der Datenerhebung durch die Krankenhäuser. Dazu wurde in einer Pilotphase die erste Fassung des Modells in 13 ausgewählten Krankenhäusern getestet. Die Erkenntnisse aus dieser Pilotphase wurden nun dazu verwendet, das Reifegradmodell fertigzustellen. Ab dem 5. Oktober 2021 erfolgt nun die erstmalige Datenerhebung der Krankenhäuser durch selbstständige Beantwortung der Fragen des Kriterienkatalogs.

Abbildung 1: Meilensteinplan des DigitalRadar

Aufbau des DigitalRadar

Zur Entwicklung des Reifegradmodells wurden verschiedene bereits vorhandene Modelle miteinbezogen. Als grundsätzliche Leitplanke dienen die im KHZG festgeschriebenen Fördermittelbestimmungen. Das HIMSS-EMRAM-Modell ist ein international etabliertes, weitverbreitetes Modell und hilft dabei, eine internationale Vergleichbarkeit zu erreichen. Außerdem fließt zur Abbildung des deutschen Krankenhausmarktes das KIT-CON-Modell, das von deutschen Krankenhäusern und Universitätskliniken entwickelt wurde, ein.

Abbildung 2: Entwicklung des Reifegradmodells

So soll auf Basis unterschiedlicher etablierter Systematiken ein Modell zur Verfügung stehen, das einerseits die Besonderheiten der deutschen Krankenhauslandschaft abbildet, aber auch gleichzeitig ein internationales Benchmarking ermöglicht.

Der Kriterienkatalog umfasst 234 Kriterien, die sieben verschiedenen Dimensionen zugeordnet sind.

Abbildung 3: Die sieben Modelldimensionen des Kriterienkatalogs

Die Darstellung der Ergebnisse des DigitalRadar erfolgt auf einer Skala von 0 bis 100. Das teilnehmende Krankenhaus erhält sowohl die Gesamtbewertung als auch die jeweilige Erfüllung der Kriterien, gegliedert nach den einzelnen Dimensionen als Dashboard zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird aus den erreichten Punkten der nationalen DigitalRadar-Bewertung die internationale EMRAM-Stufe von 0 (keine Digitalisierung) bis 7 (papierloses Krankenhaus) abgeleitet. Wichtig: Erfasst werden dürfen nur bis zum 30.06.2021 eingeführte Installationen. Die Erhebung muss für jeden Standort einzeln erfolgen.

Teilnahme und Datenerhebung

An der Erhebung teilnehmen können alle deutschen Krankenhäuser. Verpflichtet zur Teilnahme sind allerdings nur jene Krankenhäuser, die im Rahmen des KHZG gefördert werden. Die erste Evaluation erfolgt im Zeitraum vom 5. Oktober bis 17. Dezember 2021. Krankenhäuser können sich nach wie vor auf der Website des DigitalRadar registrieren und erhalten ab Oktober einen Link mit den Fragen des Kriterienkatalogs. Die Erhebung ist durch die Einrichtung selbstständig und unter Einbezug der für die Beantwortung der einzelnen Fragen relevanten Personen vorzunehmen. Der Aufwand, der mit der Erhebung einhergeht, liegt laut den Pilotkrankenhäusern im Schnitt und je nach Einrichtungsgröße zwischen fünf und 20 Stunden zuzüglich organisatorischer Vorbereitung. Bis zu acht Personen waren in den befragten Einrichtungen an der Erhebung beteiligt. Bei erfolgreicher Übermittlung erhalten die Häuser das für die KHZG-Fördermittel notwendige Zertifikat.

Herausforderungen

Die Pilotkrankenhäuser gaben an, dass der Umfang des Kriterienkatalogs durchaus herausfordernd ist. Auch stellt die Terminfindung für die Gespräche mit den am Erhebungsprozess beteiligten Personen die interdisziplinären Teams vor Herausforderungen. Auch bleibt abzuwarten, ob der zeitliche Abstand von zwei Jahren zwischen den Erhebungen ausreicht, um Veränderungen und Auswirkungen der KHZG-Förderungen auf den digitalen Reifegrad der Krankenhäuser erfassen zu können.

Fazit

Mit dem DigitalRadar erhalten die deutschen Krankenhäuser ein Modell zur Messung ihres digitalen Reifegrades, das auf internationalen Standards aufbaut und ein internes sowie externes Benchmarking im Längsschnitt erlaubt. Die Ergebnisse des DigitalRadar haben somit großes Potenzial, einen Erkenntnisgewinn sowohl auf Bundesebene als auch auf Ebene der Krankenhäuser zu erzielen und die digitale Transformation voranzutreiben.

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Dr. Florian Kaiser

Berater

florian.kaiser@oberender.com
+49 921 7454430
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